Das Familiensystem und sein Einfluss

Vielleicht geht es dir wie mir: Ich liebe Biografien! Zu erfahren, was Menschen erlebt haben und wie sie dadurch geprägt wurden, finde ich faszinierend. Dass unsere persönlichen Erfahrungen unser Leben beeinflussen, ist allgemein bekannt. Was unseren Lebensweg aber maßgeblich mitbestimmt und dabei weit weniger bewusst ist, ist das Familiensystem und sein Einfluss. Inhalte Verbergen 1 […]

Das Familiensystem und sein Einfluss

Vielleicht geht es dir wie mir: Ich liebe Biografien! Zu erfahren, was Menschen erlebt haben und wie sie dadurch geprägt wurden, finde ich faszinierend. Dass unsere persönlichen Erfahrungen unser Leben beeinflussen, ist allgemein bekannt. Was unseren Lebensweg aber maßgeblich mitbestimmt und dabei weit weniger bewusst ist, ist das Familiensystem und sein Einfluss.

Der systemische Ansatz

Wie eng das eigene Schicksal mit dem unserer Vorfahren verwoben sein kann, weiß ich erst, seitdem ich Ende der 90 er Jahre Familienaufstellungen und den systemischen Ansatz kennengelernt habe.

Der systemische Ansatz besagt, dass die Mitglieder eines Systems wie bei einem Mobile untereinander verbunden sind. Kommt ein Element aus der Balance, geraten auch die anderen Elemente in Unordnung und verhaken sich im schlechtesten Fall untereinander. Der systemische Ansatz betrachtet daher niemals den Klienten isoliert, sondern immer auch sein (Familien-)System.

Was wir aus Familienaufstellungen wissen

Familienaufstellungen zeigen immer wieder, dass es unmöglich ist, sich dem Einfluss seines Familiensystems zu entziehen. Egal ob man seine Vorfahren kennt, sich für sie interessiert oder den Kontakt zur Familie abbricht: Bestimmte Themen und Konstellationen können ein Familiensystem unter Umständen über mehrere Generationen hinweg belasten. Dazu gehört vor allem, wenn Familienmitglieder vergessen oder ausgeschlossen wurden und wenn über Ereignisse nicht gesprochen wird, weil sie mit unangenehmen Gefühlen wie Scham, Schuld oder Trauer verbunden sind. Wenn das Thema zum Entstehungszeitpunkt nicht bearbeitet werden konnte, taucht es häufig in irgendeiner Form in den folgenden Generationen wieder auf.

Was du über dein Familiensystem wissen solltest

Je mehr du über dein Familiensystem weißt, desto leichter kannst du erkennen, ob es eventuell auch bei dir Vorbelastungen im Familiensystem gibt. Frage daher am besten (Groß-) Eltern, Onkel, Tanten oder auch Freunde der Familie, was sie wissen. Die gewonnenen Erkenntnisse sind auch eine gute Vorbereitung für eine Familienaufstellung. Je mehr du weißt, desto zielgerichteter kann der Leiter der Aufstellung vorgehen und mögliche Verbindungen zu deinem Anliegen in Betracht ziehen.

Diese Fragen zum Familiensystem sind wichtig für dich:

  • Ist jemand früh verstorben und woran?
  • Gab es Suizid und sind die Gründe bekannt?
  • Gab es Menschen, die z.B. aufgrund psychischer Erkrankungen, Behinderungen, Homosexualität, lediger Schwangerschaft, Gefängnisaufenthalt oder ihrem allgemeinen Lebenswandel ausgeschlossen wurden oder über die nicht mehr geredet wird?
  • Gab es uneheliche Kinder oder Abtreibungen?
  • Gab es Benachteiligungen, Unrecht, Verbrechen, Schuld?
  • Gab es traumatische Erlebnisse wie Krieg, Vertreibung, Vergewaltigung, Hungersnot?

Tipps, wie du in Gesprächen mehr über deine Familie erfahren kannst

Fällt es dir schwer, die oben genannten Fragen direkt zu stellen? Hier sind fünf Vorschläge für einen Einstieg in ein solches Gespräch:

  1. Frage nach alten Fotos oder zeige Fotos, die du gefunden hast. Unterhaltet euch darüber.
  2. Frage wem du ähnlich siehst/bist oder wer ein ähnliches Schicksal hatte.
  3. Stelle einen aktuellen Bezug her zu etwas, was du gerade erlebt oder gehört hast.
  4. Frage die andere Person nach ihren Erlebnissen und vergleiche mit deiner eigenen Situation.
  5. Erzähle, dass du einen Stammbaum/Genogramm erstellen willst, z.B. für deine Kinder oder eine Familienaufstellung

Meistens kommt dadurch nicht nur die Information zu dir, sondern es entstehen auch tiefe Gespräche, die euch einander näherbringen.

Wenn du nicht an relevante Information kommst

Auch wenn du nichts oder nur wenig in Erfahrung bringen kannst, ist es möglich, systemisch mit einer Aufstellung zu arbeiten. Man arbeitet dann mit dem, was sich zeigt und was für den Klienten eine Verbesserung bringt. Das ist möglich, auch ohne die Details zu wissen. Die Lösung und die Zusammenhänge bleiben dann abstrakter und sind schwieriger mit dem Verstand zu erfassen. Auf der relevanten, tieferen Ebene, wirkt es dennoch.

Im nächsten Blog: vererbte Traumata

Wusstest du, dass die Auswirkungen eines Traumas tatsächlich vererbt werden können? In einem der nächsten Beiträge werde ich über Anzeichen eines vererbten Traumas berichten und was die Forschung dazu sagt.

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